Gedichtinterpretation und Analyse

  • Guten Tag.
    Momentan bin ich dabei, eine Gedichtanalyse und die dazugehörige Interpretation des Gedichtes "Freiheit in Ketten" von Erich Mühsam zu schreiben. Ich bin nicht hier, damit ihr meine eine schreibt :D natürlich habe ich schon einiges geschrieben. Nur würde ich mich über Verbesserungen und eventuell weitere Informationen, die ich noch unbedingt hinzufügen sollte, freuen :D Und um noch eins klarzustellen: Ich bin noch lange nicht fertig ;D Naja gut, hier das Gedicht und die bisherige Arbeit meiner Analyse + Interpretation:


    Freiheit in Ketten

    Ich sah der Menschen Angstgehetz;
    ich hört der Sklaven Frongekeuch.
    Da rief ich laut: Brecht das Gesetz!
    Zersprengt den Staat! Habt Mut zu euch!
    Was gilt Gesetz?! Was gilt der Staat?!
    Der Mensch sei frei! Frei sei das Recht!
    Der freie Mensch folgt eignem Rat:
    Sprengt das Gesetz! Den Staat zerbrecht! -
    Da blickten Augen kühn und klar,
    und viel Bedrückte liefen zu:
    Die Freiheit lebe! Du sprichst wahr!
    Von Staat und Zwang befrei uns du! -
    Nicht ich! Ihr müßt euch selbst befrein.
    Zerreißt den Gurt, der euch beengt!
    Kein andrer darf euch Führer sein.
    Brecht das Gesetz! Den Staat zersprengt! -
    Nein, du bist klug, und wir sind dumm.
    Führ uns zur Freiheit, die du schaust! -
    Schon zogen sie die Rücken krumm:
    O sieh, schon ballt der Staat die Faust! ...
    Roh griff die Faust mir ins Genick
    des Staats: verletzt sei das Gesetz!
    Man stieß mich fort. - Da fiel mein Blick
    auf Frongekeuch und Angstgehetz.
    Im Sklaventrott zog meine Schar
    und schrie mir nach: Mach dein Geschwätz,
    du Schwindler, an dir selber wahr!
    Jetzt lehrt der Staat dich das Gesetz! --
    Ihr Toren! Schlagt mir Arm und Bein
    in Ketten, und im Grabverlies
    bleibt doch die beste Freiheit mein:
    die Freiheit, die ich euch verhieß.
    Man schnürt den Leib; man quält das Blut.
    Den Geist zwingt nicht Gesetz noch Staat.
    Frei, sie zu brechen, bleibt mein Mut -
    und freier Mut gebiert die Tat!


    In dem Gedicht „Freiheit in Ketten“ von Erich Mühsam, verfasst 1928, handelt es sich um das Widerstreben der Eigeninitiative, begründetet durch Angst, zum Erkämpfen seiner eigenen Freiheit.
    Es handelt sich hierbei um ein politisches Gedicht, welches auch als proletarisch und revolutionär aufgefasst werden kann, was typisch für Erich Mühsams Werke war. Es wurde in einer Strophe gehalten und unterteilt sich in 36 Versen. Kreuzreime bestimmen das Reimschema und verleihen dem Gedicht eine sehr dynamische und festgelegte Wirkung. Die Handlung erfolgt in einem (Streit-)Gespräch zwischen dem lyrischen Ich und dem Volk. Das Gedicht selber ist an das Volk gerichtet, um diesem die Problematik der Freiheitserkämpfung klar zu stellen.

    Das lyrische Ich erkennt die Verzweiflung und Unzufriedenheit der Menschen, verursacht durch den Staat. Betont wird dies durch eine Anapher (V.1-2 „ Ich sah […]; ich hört […].“) und Sinneseindrücken wie das „Sehen“ (V.1) und „Hören“ (V.2) der Missetaten an das Volk, die diese Unzulässigkeiten an den Menschen nochmals hervorheben. Um dem entgegen zu wirken, ruft das lyrische Ich seine Mitmenschen, die durch das Gesetz in der individuellen Entfaltung ihrer eigenen Freiheit beeinträchtigt werden, dazu auf, sich dem Staat zu widersetzen. Dabei geht er sehr zielstrebig und emotional vor, indem er beispielsweise durch mehrfache Ausrufe wie in V. 3 und V. 4 „[…] Brecht das Gesetz!“ sowie „Zersprengt den Staat! Habt Mut zu euch!“ sein Engagement, das Volk zu motivieren, deutlich macht. Verstärkt wird dies durch eine Anadiplose (V. 6 „Der Mensch sei frei! Frei sei das Recht! [Der freie Mensch…]“). Die Wiederholungen dieser Ausrufe, welche sich immer wieder im Wortwechsel zwischen dem lyrischen Ich und seinen Mitmenschen ergeben (V.16 „Brecht das Gesetz! Den Staat zersprengt!“), verdeutlichen den verzweifelten Versuch, das Volk zu überzeugen. Zwar unterstützen seine Mitmenschen seine Meinung, fürchten sich jedoch vor den Konsequenzen, die durch den Staat auf Grund ihres Widersetzens erfolgen könnten. Daher besteht das Volk darauf, dass das lyrische Ich diese Aufgabe allein zu bewältigen hätte, um dadurch den negativen Folgen nicht ausgesetzt werden zu sein und begründen dies mit ihrer eigenen Unfähigkeit (V.17 „Nein, du bist klug, und wir sind dumm.“). Das lyrische Ich jedoch verweigert solch eine Einstellung und betont, dass man Freiheit allein dadurch erhalten kann, wenn dies ohne Beeinflussung eines anderen geschieht. Verständnis und Zustimmung wandeln sich plötzlich in Misstrauen und Ärgernis, als der Staat dem lyrischen Ich Gesetzesbruch vorwirft. Das lyrische Ich jedoch bleibt standhaft und besteht darauf, dass ihm jede Freiheit genommen werden kann, nur nicht die einzig wahre, und zwar die des Geistes. Solange der Mut in ihm erhalten bleibe, sei es auch möglich, den Staat und das Gesetz zu brechen. Hier verdeutlicht er dies noch einmal mit einer Anadiplose (V. 35-36 „Frei, sie zu brechen, bleibt mein Mut – und freier Mut gebiert die Tat!“), die wiederum auch als Klimax aufgefasst werden kann.


    Einige Fehler bzw. Anmerkungen könnten von mir noch in dem Text vorhanden sein, also wundert euch nicht :D

    Danke schonmal :)

    Franzi

  • Was sofort auffällt, ist, dass du keine Inhaltsangabe machst. Sofort nach einer Einleitung und kurzen Formanalyse kommt bei dir die Hauptanalyse. Aber man weiß als Leser gar nicht, worum es eigentlich im Gedicht geht (...und mein Gefühl sagt mir, du weißt es auch nicht ;) ).

    Außerdem gehst du nicht auf die Zeit ein. Gab es 1928 noch Sklaverei und Frondienst, oder was? Was ist das für eine Epoche? Wer war Erich Mühsam? Wie ist das gemeint, was er schreibt? Was fordert er eigentlich genau? Woran scheitert die Interaktion zwischen Volk und lyr. ich denn (fehlende Eigeninitiative aus Angst?)?

    Hier zeigt sich auch der Nachteil deiner zu kurzen Formanalyse, denn die inhaltliche Aufteilung des Gedichtes unterscheidet sich von der formalen.

    Am Ende fehlt noch sowas wie eine Bewertung der im Gedicht vorgetragenen Gedanken. Welche Bedeutungen haben sie für uns heute? Was ist draus geworden (ist ja schon einige Zeit her)?

    Irgendwie schreibst du eine Analyse und analysierst kaum was. Am Ende ist dem Leser deiner Analyse das Gedicht kein Stück klarer geworden.

  • Also erst einmal bedanke ich mich für deine Antwort :D

    Dann zu den fehlenden Informationen, die du erwähnst: Wie ich bereits gesagt habe, arbeite ich momentan an einer Hausarbeit über das Thema Freiheit am Beispiel von diesem Gedicht. Die Analyse und Interpretation gehören zwar zu meinem Hauptteil, gerade davor, aber auch danach habe ich schon wesentliche Informationen über den Dichter/Epoche/Hintergrund etc. geschrieben ;D Dummerweise kannst du sie ja nicht sehen, da ich nicht gleich meine ganze Hausarbeit hier veröffentlichen wollte ;D Sie werden speziell als Einzelthemen behandelt. Deshalb scheint es wahrscheinlich so, dass ich die ganzen Infos ausgelassen habe, tut mir leid :D Dass ich gleich in die Analyse gegangen bin war anfangs nicht so. Ich hatte eine schöne Inhaltsangabe erstellt, mir kam sie nur zu lang vor, deshalb hab ich anhand dieser gleich eine Analyse schrittweise vorgenommen. Aufgrund der Tatsache, dass ich noch lange nicht fertig bin, wie ich es bereits gesagt habe, ist es wohl kein Wunder, dass z.B. eine Art Fazit fehlt :D Momentan bin ich daran, da mir die Analyse schon ein bisl aufm Keks ging ;D

    Ob ich das Gedicht richtig verstanden habe? Ich glaube nicht, dass es irgendwer "richtig" verstehen kann :D Deshalb können Interpretationen auch nicht immer die selben Aussagen beinhalten. Aber naja, es geht ja hauptsäclich darum, dass Erich Mühsam bzw. wohl eher das lyrische Ich die Tatsache bedauert, dass das Volk aus Angst nicht bereit ist, selber in deren hoffnungslos scheinende Lage einzugreifen, da sie erstens noch nie jemanden gesehen bzw von jemandem gehört haben, dem es bis jetzt gelungen ist, mit irgendeiner positiven Auswirkung oder mit irgendeiner Art von Sieg aus diesem "Kampf" zu gehen. Das Volk überlässt das lyrische Ich die Arbeit, da sie dadurch kein Risiko eingehen müssen. Entweder das lyrische Ich wird die Konsequenzen tragen müssen, nicht sie, oder das lyrische Ich schafft es tatsächlich alleine, etwas gegen diese Situation zu tun. Letzteres wäre natürlich auch in deren Sinne, aber sehr wahrscheinlich wohl eher nicht, was sie auch wissen :D

    Aber ja, du könntest recht haben, dass ich keine Ahnung hab, wovon ich schreibe ;D dann hilf mir doch :p :D

  • Die Analyse und Interpretation gehören zwar zu meinem Hauptteil, gerade davor, aber auch danach habe ich schon wesentliche Informationen über den Dichter/Epoche/Hintergrund etc. geschrieben ;D Dummerweise kannst du sie ja nicht sehen, da ich nicht gleich meine ganze Hausarbeit hier veröffentlichen wollte ;D Sie werden speziell als Einzelthemen behandelt. Deshalb scheint es wahrscheinlich so, dass ich die ganzen Infos ausgelassen habe, tut mir leid :D

    Nee, also ich kann dir jetzt schon sagen, dass du dich nicht damit beschäftigt hast. Ich kenne zwar Mühsam nicht und hatte auch nur Deutsch-LK, aber mit ein paar Minuten Rechereche im Internet (Biografie/Geschichte und so) sehe ich doch sofort, worum es in dem Gedicht geht. Denn so relativ, wie du es weismachen willst, sind Analysen und Interpretationen nicht.

    Zitat

    Aber ja, du könntest recht haben, dass ich keine Ahnung hab, wovon ich schreibe ;D dann hilf mir doch :p :D

    Worum geht es in dem Gedicht? Zuerst lese ich den Anarchismus raus. Es geht nicht um bestimmte schlechte Gesetze, die geändert werden müssten, oder autoritäre Staatsführungen/Despoten, gegen die man revoltieren müsste. 1926 kam es zu einem großangelegten Volksbegehren und Volksentscheid über die sog. "Fürstenenteignung", die auf immerhin 40 Mio. Unterstützer kam. Aber das ist nicht gemeint: es geht um das Gesetz an sich, das "gesprengt" werden soll, und den Staat an sich, der "zerbrochen" werden soll. Kurz: um die völlige Abwesenheit von orbigkeitlicher Herrschaft und den "freien Menschen" ohne Gesetz. Gar kein Staat mehr.

    Das ist auch das Problem im Dialog mit der Masse: Das Volk gibt dem lyrischen Ich Recht, aber möchte es als Anführer der Bewegung. Das lehnt das lyr. Ich von seinem anarchistischen Selbstverständnis her ab. Die Masse würde mit ihm als Führer dieselben Strukturen neu aufbauen, gegen die sie sich auflehnten.

    Das Gedicht ist deshalb so interessant, weil es 1928 geschrieben wurde. Eigentlich klingt es wie ein Anachronismus: Mühsam scheint in seiner eigenen Welt und Vergangenheit zu leben (du musst dir mal seine Biografie durchlesen). 1928 sind die "goldenen 20er". Es gibt in der Gesellschaft (noch) überhaupt wenig Selbstverständnis von Sklaverei und Frondienst (höchstens in Bezug auf die Reparationsleistungen). Die Wirtschaftkrise kam erst 1929, und das ganz plötzlich. Die NSDAP kam bei den Reichstagswahlen 1928 gerade mal auf 2,6%. Sie war als Splittergruppe noch zurückgefallen.

    Trotzdem wirkt es so, als hätte Mühsam die Sehnsucht des "Volkes" nach einem "Führer" schon fein empfunden. Der Hitlergruß wurde 1926 eingeführt. Sechs Jahre später bringen ihn die Nazis in einem Konzentrationslager um. Er scheint die Macht seiner Gegner deutlich unterschätzt zu haben: sie konnten ihn nicht nur "schlagen", "in Ketten" legen und ins "Grabverlies" stecken, sie konnten ihn foltern und ermorden. Seine Kompromisslosigkeit und Unnachgiebigkeit im Widerstand gegen die Diktatur wirken im Nachhinein trotzdem beeindruckend. Mühsams Dilemma könnte man so sehen: andere haben sich den Wunsch des Volkes nach "Führerschaft" zu Nutze gemacht, den er selbst verweigert hat, und konnten ihn so vernichten. Hat was von Tragik. Aber Anarchie wird von den meisten Menschen nicht wirklich als Alternative gewertet. Mühsam konnte kein Programm anbieten, nur verweigern. Eine solche Zustimmung wie im Gedicht hatte er (und die gesamte KPD) doch nie. Aus der geschichtlichen Betrachtung heraus wirkt er wie ein einsamer Prophet und Warner, aber vielleicht war er auch nur ein verblendeter Spinner. Wie auch immer, in bestimmten Gruppen genießt er hohen Respekt. Als "Widerstandskämpfer" taugt er nicht so richtig, ist nicht wirklich anerkannt und wird bei offiziellen Anlässen/Gedenken selten erwähnt.


    Das habe ich in ein paar Minuten Wikipedia, etc. rausgefunden. Vernünftig ausgearbeitet machst du damit 15 Punkte.

  • Also jetzt mal ehrlich: liest du überhaupt, was ich schreibe? :D die ganzen Infos, die du so schön aus Wikipedia hast, hab ich auch in 18 Büchern aus der Wilhelm-Gottfried-Leibniz-Bibliothek :D Wiki sollen wir lieber meiden. Worauf ich hinaus will ist, dass ich das zwar echt toll finde, dass du dir so viel Mühe gemacht hast, ich aber trotzdem das Gefühl habe, dass du mich einfach als unfähig und dumm abstempelst und Punkt ;D so toll die Infos auch sind, die habe ich, das sage ich jetzt bestimmt schon zum dritten Mal, schon in anderen Teilen meiner Hausarbeit eingebettet ;D deshalb war es für mich auch schon klar, dass hier z.B. ganz offensichtlich der Anarchismus angesprochen wird, da ich vor der Interpretation ne Seite darüber geschrieben hab ;D also bitte, auch wenn du es nur lieb gemeint hast, ich bin nicht blöd :D

    Aber trotzem DANKE :D freue mich, dass wenigstens irgendwer geantwortet hat und mir sinnvoll weiterhelfen wollte :)

  • Deine Analyse ist einfach nur schlecht, mehr nicht! Du darfst das nicht zu persönlich nehmen.

    Du kannst nicht immer auf deine Arbeitsleistung verweisen, die du bereits in anderen Teilen deiner Arbeit gemacht hast. Eine Analyse baut aufeinander auf. Analyseergebnisse ergänzen sich und werden aufeinander bezogen.

    Dass Mühsam ein Vertreter des Anarchismus ist, wird in dem Gedicht deutlich. Du musst es schreiben und aus dem Text herausarbeiten. Und als Bestätigung z.B. seine Biografie anführen.

    Wenn du das nicht machst, wird die Analyse nicht nur flach und lückenhaft, sondern richtiggehend falsch. Zum Beispiel:

    Zitat

    Daher besteht das Volk darauf, dass das lyrische Ich diese Aufgabe allein zu bewältigen hätte, um dadurch den negativen Folgen nicht ausgesetzt werden zu sein und begründen dies mit ihrer eigenen Unfähigkeit (V.17 „Nein, du bist klug, und wir sind dumm.“). Das lyrische Ich jedoch verweigert solch eine Einstellung und betont, dass man Freiheit allein dadurch erhalten kann, wenn dies ohne Beeinflussung eines anderen geschieht.

    Das Volk hat keine Angst vor den "negativen Konsequenzen". Das hast du frei erfunden (und nicht belegt). Die negativen Konsequenzen kommen erst später. Und das lyrische Ich verweigert die Führerschaft, weil es aus seiner anarchistischen Grundeinstellung heraus jegliche Führungsstrukturen ablehnt - selbst wenn es selbst der "Führer" sein soll. Dass man "Freiheit allein dadurch erhalten kann, wenn dies ohne Beeinflussung eines anderen geschieht", belegst du am Text auch nicht.

    Ohne diese Bezüge wird der Text nicht klarer (und du füllst zum Teil selbst die Lücken, indem du eigene Erklärungen suchst, aber nicht nachweisen kannst). Hast du die Führerproblematik nicht in der Analyse drin, geht dir die Brisanz des Gedichtes am Ende verloren. Du schreibst einfach gar nichts mehr.


    Aber wenn du schon alles gemacht hast, brauchst du dir ja keine Sorgen mehr zu machen. Ich bin kein Lehrer, aber ich sage dir, es wird sofort bemängelt werden:

    -> Strukturierte Inhaltsangabe, genauere Formanalyse (z.B. auch des Titels, etc.), genauere Textanalyse, Querbezüge zur Zeit und zur Biografie, Bewertung/Einordnung der Gedanken des Gedichtes, Bedeutung für uns heute - das sind die augenfälligsten Analyseteile, die fehlen. Auf meiner Schule hättest du für so einen Text keine 5 Punkte mehr bekommen.

  • Zitat


    Du kannst nicht immer auf deine Arbeitsleistung verweisen, die du bereits in anderen Teilen deiner Arbeit gemacht hast

    Ich kann doch nicht alles immer wieder wiederholen :) Natürlich sollte manches noch erwähnt werden, da hast du recht.

    Zitat

    Das Volk hat keine Angst vor den "negativen Konsequenzen". Das hast du frei erfunden (und nicht belegt). Die negativen Konsequenzen kommen erst später. Und das lyrische Ich verweigert die Führerschaft, weil es aus seiner anarchistischen Grundeinstellung heraus jegliche Führungsstrukturen ablehnt - selbst wenn es selbst der "Führer" sein soll. Dass man "Freiheit allein dadurch erhalten kann, wenn dies ohne Beeinflussung eines anderen geschieht", belegst du am Text auch nicht.

    Natürlich haben sie Angst vor den Konsequenzen:

    Zitat

    Nein, du bist klug, und wir sind dumm.
    Führ uns zur Freiheit, die du schaust! -
    Schon zogen sie die Rücken krumm:
    O sieh, schon ballt der Staat die Faust! ...

    Sie ahnen es doch schon, wie man hier sehen kann. Dass ich es nicht belegt habe, ist wahr :D

    Zitat

    Dass Mühsam ein Vertreter des Anarchismus ist, wird in dem Gedicht deutlich. Du musst es schreiben und aus dem Text herausarbeiten.

    Das habe ich bereits getan. Nur wie gesagt, es ist ein anderer Teil meiner Hausabreit, den werde ich ganz sicher nicht nochmal ausführlich erklären :D dass es sich um den Anarchismus handelt, habe ich schon deutlich gemacht, keine Sorge :D

    Zitat

    -> Strukturierte Inhaltsangabe, genauere Formanalyse (z.B. auch des Titels, etc.), genauere Textanalyse, Querbezüge zur Zeit und zur Biografie, Bewertung/Einordnung der Gedanken des Gedichtes, Bedeutung für uns heute - das sind die augenfälligsten Analyseteile, die fehlen. Auf meiner Schule hättest du für so einen Text keine 5 Punkte mehr bekommen.

    Ich weiß nicht, wie oft ich das noch sagen soll: diese Analyse ist noch LANGE nicht fertig :D du gehst die ganze Zeit davon aus, dass ich daran nicht mehr arbeiten werde. ;D

  • Natürlich haben sie Angst vor den Konsequenzen:

    Sie ahnen es doch schon, wie man hier sehen kann. Dass ich es nicht belegt habe, ist wahr :D

    Das liegt daran, dass du eben keine "strukturierte" Inhaltsangabe gemacht hast und eine viel zu kurze Formanalyse. Andernfalls wären dir zum Beispiel die Gedankenstriche aufgefallen, die das Gedicht unterteilen, etwa: das lyrische Ich spricht - Gedankenstrich - das Volk spricht - Gedankenstrich - .... Mühsam setzt diese Technik des Spiegelstrichs in seinem Gedicht bewusst ein; er kündigt einen Wechsel an (nicht nur im Dialog). Gegen Ende steht sogar einmal ein doppelter Gedankenstrich: das musst du alles schreiben und interpretieren!

    Hast du das einmal gemacht, kannst du dich nicht mehr so leicht über diese Unterteilung hinwegsetzen.

    Zitat

    Nein, du bist klug, und wir sind dumm.
    Führ uns zur Freiheit, die du schaust! -
    Schon zogen sie die Rücken krumm:
    O sieh, schon ballt der Staat die Faust! ...

    Wie man sieht, ist hier ein Gedankenstrich drin. Die Szene wechselt, die Verse gehören nicht zusammen. Willst du sie dennoch - gegen die Form - verbinden, müsstest du das begründen. ;) Vielleicht gehörte es einfach in die Zeit, sich nach einer starken Führerfigur zu sehnen. Vielleicht ist es nur menschlich...

    Andere Frage: War der Staat 1928 überhaupt so repressiv, dass das Volk sowas ahnen müsste?

    Na ja, du hast da noch viel zu tun. Ich wünsch dir viel Spaß!

  • Mühsam konnte kein Programm anbieten, nur verweigern. Eine solche Zustimmung wie im Gedicht hatte er (und die gesamte KPD) doch nie. Aus der geschichtlichen Betrachtung heraus wirkt er wie ein einsamer Prophet und Warner, aber vielleicht war er auch nur ein verblendeter Spinner. Wie auch immer, in bestimmten Gruppen genießt er hohen Respekt. Als "Widerstandskämpfer" taugt er nicht so richtig, ist nicht wirklich anerkannt und wird bei offiziellen Anlässen/Gedenken selten erwähnt.

    Wenn ich hierzu etwas einwenden dürfte (und irgendjemand heute immer noch diese Diskussion verfolgt): Zur damaligen Zeit war Erich Mühsam in gewissen Kreisen sehr wohl anerkannt. Er entscheident bei der Münchener Räterepublik mit (inwiefern taugt er also nicht als Widerstandskämpfer?), wo er gefeiert wurde: "Sie trugen ihn auf den Schultern und riefen: ,Ja, unser Mühsam`, ,Hoch, Mühsam`, und ,Der gehört zu uns`." (Martha Feuchtwanger)
    Und wenn er kein Programm anbieten konnte, was ist denn dann seine Schrift "Die Befreiung der Gesellschaft vom Staat"?