• Hallo.
    Ich habe Probleme mit einer deutsch Hausaufgabe, welche ich leider vortragen muss.
    Es geht darum Stilmittel und andere auffällige Dinge zu finden.

    "In diesem Augenblick, vermute ich, beginnt die Wirkung von Literatur: wir sind daran interessiert, uns selbst auszulegen an einem Beispiel. Wenn ich sage: wir geben einem Appell nach, so ist damit schon zufiel gesagt und das auch noch zu grob ; eher könnte man feststellen: wir erhalten eine stillschweigendd Einladung, unsere Sinne zu schärfen für vermeintliche Gemeinsamkeiten und Unterschiede - eine Einladung also, deutlich zu leben. (...)

    Bis jetzt habe ich nur die Doppelpunkte herausgestellt.
    Was bedeuten denn die Worte "uns" "wir" und "ich" ?
    Also was drücken sie aus?
    Es wäre schön könnte jemand helfen. :)

  • Der Verfasser hat Angst, die Wirkung von Literatur in klaren Aussagesätzen festzustellen. Stattdessen verwendet er die subjektivierenden Personalpronomina "ich, uns, wir". Auch durch den Einschub "vermute ich" relativiert er die Gültigkeit seiner Aussage. Der Konjunktiv "könnte" hat eine ähnliche Funktion, ebenso wie der Konditionalsatz "Wenn ich sage". Es ist ein Jammer, dass der Verfasser diese Stilmittel der Relativierung anwendet, denn die Grundaussage des Textes stimmt und hätte eine klare Aussageform verdient.

  • Der Verfasser hat Angst,...

    "Angst" ist aber kein rhetorisches Stilmittel. Es ist schon so, wie ich angedeutet hatte: Es handelt sich um "Bescheidenheitstopoi".

  • Ich behaupte doch nicht, dass "Angst" ein rhetorisches Stilmittel ist. Die Stilmittel habe ich durch Anführungszeichen kenntlich gemacht und benannt, z. B. Konjunktiv. "Bescheidenheitstopoi" haben in einem Text, der sich mit der Wirkung von Literatur beschäftigt, also wissenschaftlich sein will, nichts verloren. Sie erwecken allenfalls - wie ich denn auch feststelle - den Eindruck von Unsicherheit. Das gilt hier nicht nur für "uns" und "wir", sondern auch für "ich".

  • Doch, Fiete, es hat nichts mit Angst zu tun und ist auch nicht unwissenschaftlich, sondern bewusste rhetorische Gestaltung (und du weißt doch gar nichts über den Charakter des Textes).

    Die Wirkung ist vielfältig - Unsicherheit mag auch mitschwingen, wenn auch nicht in der Hauptsache - aber sie ist auf jeden Fall gezielt gesetzt und soll einen gewissen Eindruck beim Lesen hervorrufen.

  • Bei einem Text wissen wir nie, was "bewusste rhetorische Gestaltung" ist und was dem Autor aus der Feder geflossen ist, weil er die Tinte nicht halten konnte. Der Künstler selbst ist als Interpret seiner Werke nicht zugelassen. Es gilt das geschriebene Wort und nicht die Absicht des Verfassers.
    P.S. Dies ist mein letzter Beitrag zu dieser Diskussion.